Gemeinsamer Beitrag mit Claire Perrot-Minot; zuerst erschienen auf dem Newsfeed des Planspiellabors.
Wenn Sie selbst schon an einem Planspiel teilgenommen haben, kennen Sie dieses Gefühl: Nach der Spielphase sind Sie noch ganz aufgeregt, Sie überlegen und tauschen sich mit Ihren Mitspielenden aus, warum Sie welche Aktion unternommen haben und was Sie an dieser oder jener Stelle hätten anders machen können. Sie können das Spiel nicht abschließen, es gibt noch vieles zu diskutieren! Um diese Gedanken zu strukturieren, gibt es zum Glück das Debriefing. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können es nicht oft genug wiederholen: Die wichtigste aber am meisten vernachlässigte Phase des Planspiels ist das Debriefing. Warum ist es aber so wichtig?
Auf der einen Seite sind Planspiele ein Erlebnis: Die Teilnehmenden schlüpfen in eine Rolle und werden mit einer Fülle an Ereignissen und Emotionen konfrontiert, gar überfordert (Powers, 2014, 15). Außerdem haben die Teilnehmenden nur ein begrenztes Bild davon, was in dem Planspiel passiert, da sie das Spiel aus der Perspektive ihrer Rolle sehen (Peters & Vissers, 2004, 70). Auf der anderen Seite hat die Lehrperson Lernziele festgelegt und diese bei der Auswahl oder der Entwicklung des Planspiels berücksichtigt. Auf das, was tatsächlich während des Planspiels stattfindet, kann sie nur eingeschränkt Einfluss nehmen.
Ein strukturiertes Debriefing führt die Teilnehmenden durch verschiedene Phasen: Sie können erstmal ihre Gefühle und Emotionen ausdrücken; anach wird der Spielablauf diskutiert, somit gleichen die Teilnehmenden ihre Informationen und Perspektiven auf eine Situation ab; darauf aufbauend können sie jetzt das Spiel und sämtliche Schlüsselmomente analysieren, bevor sie den Vergleich mit der Realität und Transfer in diese angehen. Diese vier Phasen aus dem EIAG-Modell von Stadsklev (1980) beantworten die zuvor genannten Fragen, warum das Debriefing so wichtig ist. Auf der einen Seite erlaubt es den Teilnehmenden, ihre Emotionen loszuwerden und ihre Rolle zu verlassen. Darüber hinaus können sie ihr Bild vom Planspiel vervollständigen und eventuell auch Ursachen und Konsequenzen ihrer Aktionen, die ihnen bisher verborgen geblieben sind. Somit werden schließlich die Teilnehmenden in die Lage versetzt, die Zusammenhänge und die dahinterstehenden Theorien und Mechanismen, die Schwerpunkt des Planspiels waren, zu erkennen und sich anzueignen. Das Ganze wird durch den Transfer in die Realität verfestigt.
Das Debriefing ist einerseits die gemeinsame Reflexion des Erlebten im Hinblick auf das Wissen und die Inhalte, die im Planspiel vermittelt wurden, sowie anderseits im Hinblick auf die Fähigkeiten, die die Teilnehmenden während des Planspiels erworben haben.
Literatur
Peters, V. A. M., & Vissers, G. A. N. (2004). A simple classification model for debriefing simulation games. Simulation & Gaming, 35(1), 70–84
Powers, R.B. (2014). How I became addicted to simulations and games. Simulation & Gaming, 45(1), 5-22
Stadsklev, R. (1980). Handbook of simulation gaming in social education. University, AL: Institute of Higher Education Research & Services.
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